Wir spielen stromlos und (musikanten-)stadlfrei!
Die sieben gescheiten Musikanten, genannt die 7gscheitn [di: si:m'gschaidn] - die Betonung lege man auf die zweite Silbe - musizieren seit April 1991 miteinander. Bei weit über 300 Veranstaltungen haben sie in dieser Zeit zur Freude der Tänzer und Zuhörer aufgespielt. Das musikalische Einsatzgebiet ist überwiegend die südliche Oberpfalz mit dem Zentrum Regensburg. Die 7gscheitn spielen traditionelle bayerische Volksmusik in heute selten zu hörender, aber wunderschöner gemischter Streicher- und Bläserbesetzung. Sie kommen ohne Verstärkeranlage aus. Gerade deswegen spielen sie sowohl Tafelmusik im erlesenen Kreis erlauchter Gäste als auch auf dem ländlichen Tanzboden. Ein ständiges Lächeln liegt ihnen - im Gegensatz zu den Stars der volkstümlichen Volksmusikschlager - nicht. "Haben wir eine schwierige 16-tel Passage vor uns, so schauen wir konzentriert, spielt einer falsch - verzweifelt, spielt einer besonders schön - glückselig. Kommen die Tänzer mit unseren Zwiefachen nicht zurecht, so zeigen wir doch ein Grinsen, ein boshaftes!"
Die Besetzung ist mit ihren Variationsmöglichkeiten - nach bestem Wissen und Gewissen - in Bayern nicht mehr anzutreffen. Sie hat den Vorteil, verschiedene Musikrichtungen - und gerade hier sehen die 7gscheitn für die Zukunft eine große Chance - nebeneinander ausüben zu können: Klassik, moderne Tanzmusik (Foxtrott, langsamer Walzer, Rumba, ...), Salon- oder Kaffeehausmusik, alpenländische Volksmusik und Folk- und (manchmal bajuwarisierte und modernisierte) Volksmusik aus anderen Ländern.
Für Musiziergelegenheiten im kleineren Rahmen treten wir gerne auch als Trio, Quartett oder Quintett auf.
Aufsatz eines waschechten 7gscheitn - Schlaglichter auf die Tanzlmusi im beginnenden 21. Jahrhundert auf Grundlage überlieferter bayerischer Volksmusik unter besonderer Berücksichtigung musikhistorischer, soziopolitischer und ethnografischer Aspekte anhand des Beispiels der bekannten und beliebten Tanzlmusi Die 7gscheitn aus dem Regensburger Land.
In der bayerischen Volksmusik war im 18. Jahrhundert und zu Beginn des 19. Jahrhundert die Geige führend. Daneben gab es zu allen Zeiten auf- und abklingende Modeerscheinungen, wie die Zither-, Mund- und Ziehharmonika-, Bordun- und Stubnmusibewegung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts traten jedenfalls mehr und mehr die Bläser hinzu. In dieser Tradition musizieren die 7gscheitn: In einer gemischten Streicher- und Bläserbesetzung. Im 20. Jahrhundert übernahmen schließlich mehr und mehr die reinen Blasmusiken das Regiment, bis diese ihrerseits von der Elektronik überrannt wurden.
Heute verbinden viele Menschen mit Volksmusik fälschlicherweise die Musikantenstadelschlager. Die etwas Interessierteren kennen die staade, besinnliche, manchmal allzu adventliche Stubnmusi oder die kracherte, allzu oft zum übermäßigen Alkoholkonsum verführende Blaskapelle. Andere meinen, eine Geige sei in Bayern nur im klassischen Konzertbetrieb oder bei der Schrammelmusik zu finden. Die schönsten Seiten unserer traditionellen bayerischen Volksmusik liegen aber genau hier: Die Tanzlmusi ist einerseits eine Erfindung der fünfziger und sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts in der aufkommenden Volkstanzszene. Andererseits übernimmt sie viele wesentliche Elemente überlieferten Musizierens. Anhand überhaupt nicht überprüfbarer Schätzungen darf man zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Bayern eine Anzahl von etwa 500 Musikgruppen vermuten, die man im weiteren Sinne unter dem Spezifikum Tanzlmusi einordnen kann. Musizieranlass ist - wie der Name schon sagt - der Volkstanz. Weil die Musik aber so schön ist, wird die Tanzlmusi gerne auch für alle anderen Gelegenheiten gebucht: Brauchtumsveranstaltungen, Musizieren in Wirtsstuben, Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und alle Anlässe des modernen Lebens. Auch in Adventsingen, Konzertsälen, in der Fußgängerzone und auf der Alm trifft man sie regelmäßig an. Eher selten tritt sie in der Oper, in der Disko, oder im Bierzelt auf.
Die 7gscheitn meinen, dass die gemischte Geigen- und Bläserbesetzung eine Idealbesetzung in der traditionellen Volksmusik ist. Das Ergebnis ist nicht zu laut, nicht zu krachert und nicht zu derb, aber auch nicht zu staad und zu besinnlich. Hier ergibt sich ein runder Gesamtklang, der durch geschickte Instrumentierung auch einiges an Abwechslung bieten kann. Gestützt auf das sichere Fundament in Streichbass, Gitarre und Harmonika spielen bei den 7gscheitn abwechselnd Klarinetten und Geigen die schönen überlieferten Melodien. Die 7gscheitn favorisieren eine lebendige Spielweise, in der das gleiche Stück niemals immer gleich klingt. Zwar haben sie alle Musikstückeln von vorne bis hinten genau durcharrangiert, wobei aber jedem Musikanten in der Verzierungspraxis oder bei Nebenmelodien ein jederzeitiges Abweichen erlaubt ist. So entstehen oft spannende Momente, wenn etwas Neues überraschenderweise besonders glückt.
Vom Publikum geschätzt wird einerseits die ganz traditionelle Spielweise mit vielen schönen, alten Melodien und Tänzen. Viele im ostbayerischen Raum überlieferte Figurentänze, Walzer und Zwiefache befinden sich im Repertoire der 7gscheitn: allgemein bekannte genauso wie Raritäten. Der Text zu diesen überlieferten Melodien ist oft mit hintergründigem Humor oft mit Gesang unterlegt Andererseits mag das Publikum unsere kindliche Experimentierfreunde: Mittendrin erklingen dann die alten Melodien in neuen Varianten, dazwischen erscheinen zurechtgestutzte, bekannte Werke großer Komponisten oder Volkstänze aus anderen Ländern.